NEUE KUNST IN ALTEN GÄRTEN

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Sonja Alhäuser
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Erbschloß

Auch Sonja Alhäuser zeigt uns ein Haus, indes ist es formal
völlig anders gearbeitet als das von Tea Mäckipää. Und auch
seine Bedeutung weist in eine andere Richtung. Alhäuser hat
keinerlei Ambitionen, was die Funktionstüchtigkeit ihres Hauses
angeht. Sie baut ihr gesamtes Haus aus Stroh auf. Und sowohl
seine einfache Struktur als auch das arme Material, aus dem
es besteht, haben in erster Linie den Charakter eines Zeichens,
das sinnfälliger nicht sein könnte. Alhäusers Strohhaus verweist
in Luftlinie auf das Herrenhaus derer von Lenthe und provoziert
als fragile und nur auf kurze Zeit angelegte Konstruktion dessen
auf Tradition und Dauer gegründete Architektur und seine Ge-
schichte. Es ist, als rufe es ihm die berühmten Worte aus Goethes
„Faust” zu: „Denn alles, was da lebt, ist wert, dass es zugrunde
geht.” In letzter Konsequenz meint das auch, dass alles Überleben
und Bewahren in seiner materiellen Ausformung eine
reine Schimäre ist. Wir überleben nicht, es sei denn im Ge-
dächtnis derer, die uns lieben. Bis auch die nicht mehr sind und
vergessen. Indem Alhäuser diese Überlegungen an die Figur
des Hauses bindet, das ganz allgemein für Schutz und Über leben
steht, verstärkt sie den Ausdruck ihrer Skepsis. Wobei ihre
Motiv wahl noch überzeugender erscheint, wenn man daran
denkt, dass Martin Heidegger in seinen etymologischen Unter-
suchungen die Verwandtschaft der Verben „sein” und „bauen”
im Althochdeutschen nachgewiesen hat. In dieser Perspektive
sind Häuser definitiv Porträts ihrer Bewohner.

Stroh
2010



Vita

www.sonjaalhaeuser.de

1989–1997 Studium der Bildhauerei, Kunstakademie
Düsseldorf, Meisterschülerin bei Prof. Fritz Schwegler
1999 Stipendium, Kunstfonds Bonn
2000 Förderpreis Nordrhein-Westfalen
2006 Projektstipendium Schloß Balmoral
2007–2009 Dorothea- Erxleben- Stipendium des Landes
Niedersachsen

Einzelausstellungen (Auswahl)
2010 „fundamentales Vielleicht” Galerie Michael Schultz
Berlin
2009 „Alarmierende Zustände und missratene Märchen”
(zus. mit Hannes Malte Mahler, Feinkunstraum, Hannover
„Scheide Sanft” (zus. mit Heike Kati Barath), Museum
Baden, Solingen
2006 „goldgelb”, Städtische Galerie Nordhorn
2005 „HALALI”, Kunsthalle Göppingen, „Einzelschicksal”
(zus. mit Ralf Ziervogel), Galerie Bernd Kugler, Innsbruck
2003 „Süsse Schwüre – kleine Morde”, Galerie Grimm
München

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)
2010 „In aller Munde„, In aller Munde, Museum Villa Rot
Burgrieden- Rot, „Eating the Universe – Vom Essen in
der Kunst”, Galerie im Taxixpalais, Innsbruck
2009 „BildSchön”, Galerie der Stadt Karlsruhe,
„Wildwuchs”, Niedersächsisches Landesmuseum,
Hannover
2003 „actionbutton”, Hamburger Bahnhof, Museum für
Gegenwart, Berlin

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