Jürgen Witte
Der Garten, die Ruhe und der Widerstand
Die klassischen Landschaftsgärten erfreuen unsere Auf-merksamkeit in
dem die Erwartungen, die wir an die Natur stellen, bedient werden – oft
allerdings mit einem unauffälligen Bruch.
Es überrascht letztlich nicht, wenn ein Anhänger, wie ihn Jürgen Witte
im Untergut installiert, in einem Park steht.
Man nimmt es hin. Und wenn man sich überhaupt fragt, warum er dort steht
– dann werden hier wohl Gärtner zu tun haben. Oder so.
Kippt man ihn aber auf die Seite, wie es hier geschehen ist, dann fällt
er etwas mehr auf, aber die Situation bleibt im Bereich des noch Vertrauten,
wenn auch des noch zu Klärenden.
Mit dem Kippen verwandelt Witte ein alltägliches landwirtschaftliches
Gerät, das hierher gehört, in eine Plastik, eine Reklametafel, ein agitatorisches
Banner.
Die Inschrift oszilliert zwischen Parole, Sinnspruch und Epitaph.
Landwirtschaftlicher
Anhänger, Text (Mischtechnik)
225 x 500 x 180 cm
2006
Vita
www.docwitte.de
* 1965 in Brake / Unterweser
1985–1991 Studium der Veterinärmedizin in Hannover
1990–1998 Studium der Freien Kunst, Kunstakademie Bergen,
Norwegen, Kunstakademie Münster bei Timm Ulrichs,
Fachhochschule Hannover, Fachbereich Bildende Kunst bei Rolf Bier und Ulrich
Eller
1997 Diplom Freie Kunst
1998 Meisterschüler bei Ulrich Eller
2000 Promotion (Chemische Analytik)
Preise und Stipendien:
1993 Stipendium Sommerakademie Irsee, Allgäu
1994 Erasmusstipendium, Bergen, Norwegen
1998 Jahresstipendium der Volkswagen-Stiftung, Künstlerhaus
Meinersen, 2. Preis, Wettbewerb Bahndamm Kleefelderstr. (mit A. Steig),
Hannover,
2000 Hans-Hellmann-Gedächtnispreis
2002 Barkenhoffstipendium Worpswede,
2003 1. Preis Zeitzonen, Vegesack, 2. Preis, Marktplatzgestaltung,
Woltmershausen, Bremen,
2003 Arbeitsstipendium für Italien, Akademie für Gestaltung,
Münster
Projekte, Ausstellungen (Auswahl):
2006 „Frühlingserwachen / strip – Bilder in Folge”, Kunsthaus Baselland,
Basel, „seitenwechsel”, Kunst im öffentlichen Raum, Hannover(K), „Glauben
und Wissen”, Galerie der Künstler, München
2005 „strip – Bilder in Folge”, Kunstverein Hannover,
Deutscher Künstlerbund Berlin
2004 „Hausbesuch III”, Künstlerhaus Bremen , „antistatic”,
Kunstverein Geldern(K)
2003 „Im Wind”, Ahrenshoop(K), „Bremer Förderpreis Bildende
Kunst 2002”, Städtische Galerie im Buntentor, Bremen, „Initinere”, Apulien
(I),(K), „künstlerische Interventionen im Stadtraum”, BPB, Berlin, „Heimleuchten”,
Niedersachsenvertretung Berlin(K), „von a nach b”, Straßenbahn Hannover(K)
2002 „Perspektiven”, Kunstverein Hannover(K), „don”, Marfa,
Texas, „o.T.”, Kunstverein Ahlen, „Verzauberung durch Irritation”, Stadtgebiet
Ahlen(K), „Zeitzonen”, Stadtraum Vegesack, „Bremer Förderpreis Bildende
Kunst 2001”, Städtische Galerie im Buntentor, Bremen
2001 „lebt und arbeitet in Hannover”, Galerie Robert Drees,
Hannover, „Bahnhof Lichtspiele”, Hauptbahnhof, Hannover(K), „live”, Camp
Lejre, Dänemark(K), „western sunrise”, window space, Kopenhagen, Dänemark(E),
„scientificneuroticstop”, Kunstverein Wunstorf
2000 „big contention”, Eine deutsche Einkaufspassage, Hannover,
„Home is where this heart is”, Gardur, Selfoss, Island, Udhus, Lejre, Dänemark,
Küche, Hannover(E)
„Struktur freistellen”, Ein Treppenhaus für die Kunst V.,
Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft u. Kultur, Hannover(K), „Kiss
sampler”, Museum of Contemporary Art and Spirits, Osaka, Japan
1999 „Die guten Dinge”, Situation u. Aktion, Kunstraum
Via 113, Hildesheim(K), „Künstlerfrühstück”, Aktion (mit A. Steig), Leisewitzstübchen
Hannover, „Statt Blumen”, Installation, Engesohder Friedhof, Hannover(K),
„Claims II”, Installation, Kaliberg, Hannover(K), „VI. Bildhauersymposion”,
Holzminden(K)
„transplants II”, Posen, Polen(K)
1998 „Stilleben”, Objekte, Kunstraum Via 113, Hildesheim
„Liest Anaïs Nin”, Aktion in einem Taxi, Liebigstr., Hannover
„Der Zweifel in der Darstellung – Hannover/New York”, Objekte u. Fotografie,
Villa Minimo, Hannover, „StadtFinden”, Installation, Bahnhofstr., Hannover(K),
„transplants”, Objekte u. Installation, Kubus, Hannover
1997 „ransom letter no.1”, DIN A4, Galerie Otto Plonk,
Bergen, Norwegen, „dash”, Aktion im Luftraum, Hannover(E)
„(Dein perfektes Verbrechen)”, Plakataktion im Stadtraum, Hannover, „Stadtwerke”,
Situation, Galerie Schallschutz, Hannover, „Phantomschmerz”, Tagebücher
u. Zeichnungen, Galerie Hallsson, Zürich(K, E)
Der Garten, die Ruhe und der Widerstand
Classical landscape gardens delight
our attention by fulfilling our expectations regarding nature – however,
with a subtle break.
It is not really surprising when we see a trailer in a park, like the one
Jürgen Witte placed in the Lower Manor. You simply accept it. And if you
ask at all why it is there, well, you just assume that the gardeners were
probably at work here. Or something like that.
But if you tip the trailer over on its side, like it has been done here,
then it is certainly more noticeable, but the situation remains in the realm
of the familiar, albeit a still to be explained familiarity.
By tipping the trailer on its side, Witte transforms an every-day piece
of farming machinery into a sculpture, a signboard, an agitational banner.
The inscription vibrates between a slogan, an aphorism, and an epitaph.