Rainer Splitt
Einfach kompliziert
Unweit des weißen Wals von Lilla von Puttkamer stößt man auf
einen der berühmten Farbgüsse von Rainer Splitt. Karmesinrot
breitet er sich auf den ihn rahmenden grünen Rasen aus und
bildet mit ihm zusammen einen zauberhaften
Komplementärkontrast.
Seine Verfertigung könnte einfacher nicht sein. Der Künstler gießt
Farbe, Polyurethan, auf den Boden aus. Die sucht sich ihren Weg
und ihre Form. Allerdings wird die Ontologie des Gusses von der
Konsistenz seiner Farbe beeinflusst, von der Art, wie langsam
oder schnell der Künstler sie ausgießt und von der Beschaffenheit
des Bodens, auf den sie trifft. Man könnte sagen, dass bei der
Verfertigung des Farbgusses Kalkül und Zufall gleichermaßen
eine Rolle spielen.
Schon bei dieser Überlegung wird deutlich, dass das Werk über
eine erzählende Dimension verfügt, die über seine Wertschätzung
als l'art pour l'art, als reine Form, weit hinausgeht. Denkt man
über die ambivalenten Kräfte nach, die an der Entstehung des
Farbgusses beteiligt sind, wird Splitts Artefakt zur sinnreichen
Parabel, bestimmen eben diese Kräfte doch im Wesentlichen auch
den Verlauf des menschlichen Lebens. Daher spottete Bertolt
Brecht zurecht über eine rein kalkulatorische Lebensplanung:
„Ja, mach nur einen Plan / Sei nur ein großes Licht / Und mach
dann noch'nen zweiten Plan / Geh` n tun sie beide nicht.“
Rainer Splitts Farbgüsse stehen in der Tradition der Malpraxis von
Jackson Pollock, deren Hitze sie durch Lakonie herunterkühlen.
Es gibt sie sowohl im Innen- wie Außenbereich. Uneinigkeit
herrscht darüber, ob es sich bei ihnen um Malerei oder bildhauerische
Werke handelt. Ambivalenz, wohin man schaut. Oder
in der Diktion von Thomas Bernhard: Rainer Splitts Farbgüsse
sind „einfach kompliziert“.
(Michael Stoeber)
Farbguß (Rubin)
Pigment, Polyurethan
2016
Vita
Rainer Splitt
www.rainersplitt.de
1965 1963 * in Celle
Lebt in Berlin
1984 – 91 Studies at the Braunschweig School of Art,
Ecole des Beaux Arts, Nîmes andSchool of Visual Arts,
New York
2007 – 09 Visiting professor at Staatliche Akademie der
Bildenden Künste, Karlsruhe, Germany
2002 Lower Saxony New York Grant (International Studio
and Curatorial Program, ISCP)
1999 Stipend of Barkenhoff-Stiftung, Worpswede
1997 Rom-Prize, Villa Massimo (German Academy in
Rome, Italy)
1994 Full Year Stipend for Visual Arts of Lower Saxony
1992 Workstipend of Kunstfonds, Bonn
1990 New York-Grant (German Academic Exchange
Service)
Einzelausstellungen
2016 Galería Pilar Serra, Madrid
GPL-Contemporary, Vienna
Floss&Schultz Gallery, Cologne (with C.Desgranges)
2015 Eastmen Gallery, Hasselt
Peter Borchardt Gallery, Hamburg
2014 AJG-Contemorary, Sevilla Galería Artnueve, Murcia
Museum Gegenstandsfreier Kunst, Otterndorf
Max Weber/Six Friedrich Gallery, Munich Semjon
Contemporary, Berlin (with Dirk Rathke)
2013 Galería Pilar Serra, Madrid Kunstverein Buchholz
Kunstverein Mönchengladbach (with Raymund Kaiser)
Allgemeiner Konsumverein, Braunschweig
Hein Elferink Gallery, Staphorst, (with Elisabeth Sonneck)
2011 The solo-project, Basel (with Andreas Schulze)
2010 Max Weber/Six Friedrich Gallery, Munich
2009 Museum für konkrete Kunst Ingolstadt
Batagianni Gallery, Athens
Goethe Institut Vilnius,
Gesellschaft für Kunst und Gestaltung, Bonn (with
Dittmar Krüger)
2008 Six Friedrich/ Lisa Ungar Gallery, Munich
2007 Kunstverein Aichach
2005 Fath-Contemporary, Mannheim
2004 Kunstverein Ruhr, Essen
2003 Kunstmuseum Celle
2002 Kunstverein Arnsberg
2000 Gallery Brandstetter & Wyss, Zurich Grita Insam
Gallery, Wien
1998 Kunstraum Neue Kunst, Hannover
1997 Staatliches Museum Schwerin
Stark Gallery, New York (with Michael Rouillard)
1996 Kunstraum Neue Kunst, Hannover
