Lilla von Puttkamer
Knoten und Wäscheklammern
Lilla von Puttkamer, Malerin, Zeichnerin und
Performancekünstlerin, bleibt in Lenthe eng ihrem Medium verpflichtet,
einer gegenständlichen, anspielungsreichen,
erzählenden Malerei. Nur, dass sie hier das orthogonale Format
des Bildes verlässt und ihre auf Holz gemalten Motive und Sujets
ausschneidet, um sie wie die Figuren einer Erzählung oder eines
Theaterstücks in den Gärten des Ober- und Untergutes zu verteilen.
Dort begegnen sie dem Besucher wie auf einer Bühne, die
er selbst betreten darf. Ja, er kann (und soll) bei diesen verschiedenen
Zusammentreffen zum Mitspieler werden in einem
Dialog, den zu entwickeln ihm aufgegeben ist.
Von Puttkamers Figurenreigen ist nicht nur äußerst unterhaltsam,
sondern auch ungemein fantasieanregend. Die partizipatorischen
Strategien, von denen letzthin soviel die Rede ist in der Kunst und
bei denen der Betrachter durch den Künstler aktiv in die
Auseinandersetzung mit seinem Werk involviert wird, sind hier
ebenso diskret wie zwingend inszeniert.
Wirkung zeigt das vor allem, wenn Lilla von Puttkamer mit
Inversionen und Paradoxien operiert, und so den Betrachter ins
Grübeln bringt. Wie kommt der weiße Wal in die Äste eines
Baumes? Warum schwingen Kronleuchter im Freien? Wieso
hängen ein Slip und ein Büstenhalter im Blattwerk eines Baumes.
Was macht der übergroße, im Trompe l'oeil-Stil gemalte Stuhl auf
dem Rasen des Unterguts? Was tut die blaue Tasche im Baum?
Was liest die Lesende? Worüber spricht das junge Paar?
Fragen über Fragen. Der Betrachter selbst soll sie beantworten
und hat dabei die Wahl: die einzelnen Bilder und Stationen zu
einer großen Erzählung, vielleicht auch zu einem Roman, zu verbinden
oder sich auf einzelne Episoden seiner Wahl einzulassen.
(Michael Stoeber)
Die Lesende (r)
Acryl auf Holz
2016
Vita
Lilla von Puttkamer
www.lillavonputtkamer.de
1973* in Düsseldorf
Lebt und arbeitet in Berlin
1998–2003 Studium der Malerei, Kunstakademie Münster
2001-2003 Studium der Philosophie und Komparatistik,
Universität Münster
1994–1997 Architekturstudium, Akademie für
Angewandte Kunst, Budapest
Stipendien und Preise (Auswahl)
2015 Stipendium Künstlerhaus Cered, Ungarn
2014 Sarajevo Winterfestival Preis, Bosnien-Hercegowina
2007-2008 Stipendium Künstlerhaus Hooksiel
2005 Stipendium der Aldegrever Gesellschaft für Druckgrafik, Venasques, Frankreich
2001 DAAD Preis, Budapest
Ausstellungen (Auswahl)
2016 Verweilen, galerie weisser elefant, Berlin
gemischtes Doppel mit Vera Lossau, Kunstverein Bochum
2015 Wolke, Matthias Erntges Galerie, Düsseldorf
Ins Unbekannte II, Museum Osterburg
Kunstpreis, Haus am Kleistpark, Berlin
2014 Sammeln im Norden, Kunsthalle Wilhelmshaven
Die grosse Illusion, CHB, Berlin
2013 einer, keiner, hunderttausend, Kiscelli Museum, Budapest
Wanderung, Stiftung Burg Kniphausen, Wilhelmshaven
Macht Kunst, KunstHalle Deutsche Bank, Berlin
2012 Empfehlungsschau, Galerie Anna Klinkhammer, Düsseldorf
2011 Fazebuk, Elektrohaus, Hamburg
fleur de male, modern munich, München
collective show, Los Angeles
2010 Grastaucher, Projektraum Galerie Antje Wachs, Berlin
2009 Eine Welt für sich, Kunstverein Aurich
2008 Intercity: Berlin-Praha, Saarländische Galerie am Festungsgraben
Gilgameschin, Performance, Internationales Theater und Performancefestival Erewan, Armenien
2007 Intercity: Berlin-Praha, Galerie Manes, Prag
Von der Fähigkeit zu feiern, KunstBüroBerlin, Berlin
Made in - made by, Berlin – Budapest, Lada project, Berlin
2006 Xauen, Galerie im Körnerpark, Berlin
Gilgameschin, Outdoorperformance, K20 Ehrenhof, Düsseldorf
