NEUE KUNST IN ALTEN GÄRTEN

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Gilta Jansen
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Ausziehen, aufbrechen, wegfliegen

Gilta Jansen ist als bildende Künstlerin eine eminente Erzählerin. Ihre Installationen breiten sich wie Fantasie anregende Filmstills oder der „frozen moment“ einer Fotografie vor den Augen des Betrachters aus. Sie entwickeln sich notwendig im Raum, nicht in der Zeit, und ähneln eher als Geschichten Zaubersprüchen, die vom Betrachter erst noch entschlüsselt werden müssen. Dabei wird er selbst zum Erzähler und in gewisser Weise zum Koautor der Künstlerin. Jansens Installationen gleichen dem beliebten Spiel, bei dem jemand den Anfang einer Ge - schichte erzählt, einen Schauplatz schildert, Personen einführt, und ein anderer die Geschichte fort und zu Ende führt.

So auch in ihrem „Baumhaus“ (2014) im Park des Oberguts. Es ist eher ein Haus oder besser noch eine Wohnung im Baum. Der Installation fehlt völlig das Beschützende eines Baumhauses. Die Künstlerin hat einfach Einrichtungsgegenstände, eine Truhe, einen Sessel, einen Tisch und weitere Dinge, in den Ästen und Zweigen eines Baumes installiert. Wobei nicht klar ist, ob sie gerade einzieht oder nicht schon wieder auszieht. Über allem weht eine Art Banner aus Gold und Silber in Form einer Rettungsfolie wie ein Zeichen des Triumphs.

Das Irritierende und zugleich Reizvolle des Werks beruht auf der An - wendung einer alten rhetorischen Figur: der Inversion. Was üblicherweise unten ist, zeigt sich hier oben, und das Private wird öffentlich. Die Form trägt darüber hinaus einen Inhalt. Sie scheint davon zu zeugen, dass die Verhältnisse, so wie sie sind, Gilta Jansen nicht genügen. Statt sesshaft zu sein oder zu bleiben, möchte sie aufbrechen; am Liebsten wohl wegfliegen. Das Leben als Traum eines permanenten Neuanfangs ohne Routine. Wem das gelingt, der kann mit vollem Recht die Siegerflagge hissen.

(Michael Stoeber)


iftah ya simsim
Möbel, Folie, Teppich, Holz, Stahlseile
2014



Vita

www.giltajansen.com

* 1979 in Neuss, lebt und arbeitet im Wendland
2001–2007 Studium der Freien Kunst an der HBK
Braunschweig
2008 Meisterschülerin von Prof. Frances Scholz
2013 Daniel Frese Preis für zeitgenössische Kunst,
Lüneburg, Wohn- und Arbeitsstipendium der Stiftung
Künstlerdorf Schöppingen
2011 Arbeitsstipendium in den Künstlerhäusern Worps -
wede, Aufenthaltsstipendium auf dem Künstlergut Prösitz
2008/09 Wohn- und Arbeitsstipendium in der
Künstlerstätte Stuhr-Heiligenrode
2006 Theodor-Kohl-Preis für Malerei, Braunschweig

Austellungen (Auswahl):
2014 Broken Images, Stiftung & Kunstverein Spring horn -
hof, Some Further Issues of History, Landesvertretung
Niedersachsen beim Bund, Berlin
2013 Some issues of history, Schloss Agathenburg, Salon
Salder 2013 – Neue Kunst aus Niedersachsen, Schloss
Salder, Salzgitter, Vom Hier und Jetzt, 86. Herbstaus stellung
niedersächsischer Künstler, Kunstverein Hannover, 3. Kunst -
preis des Lüneburgischen Landschaftsverbandes, Kunst -
stätte Bossard, Jesteburg
2012 Paula Modersohn-Becker Kunstpreis 2012, Große
Kunstschau Worpswede, Heute ist morgen immer noch,
Kunstraum Tosterglope, residence – Junge Kunst aus
Niedersachsen, Syker Vorwerk, TRUE COLOR, Kunstwerk
Köln, Jahresausstellung Künstlergut Prösitz, Klosterkirche
St. Augustin, Grimma/Leipzig
2011 Nomadische Unschärfen, Temporary Gallery
Cologne, Köln
2010 Welcome Home, Westwendischer Kunstverein, Gartow
2009 G7: Someday Some Morning Sometime, Galerie
Moeller, Bonn, Bremer Kunstfrühling 2009, Gleishalle am
Güterbahnhof, Bremen
2007 Wildwuchs, Haus am Waldsee, Berlin, NORDWESTKUNST
2007, Kunsthalle Wilhelmshaven
2006 Lucky 13 and the unholy 7, Kunstverein St. Pauli,
Hamburg, Heimspiel, 83. Herbstausstellung niedersächsischer
Künstler, Kunstverein Hannover
2005 ElektroPopKlub, Kunstverein Wolfsburg, Es lebt, Sie
werden sehen wie es eine Stadt durcheinander bringt,
KunstRaum Hüll


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