NEUE KUNST IN ALTEN GÄRTEN

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Bernhard Heiliger
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Skulptur in Bewegung

Bernhard Heiliger (1915–1995) ist ein Bildhauer, in dessen bedeutendem Werk, zwei Mal auf der Kasseler documenta, einmal auf der Biennale in Venedig vorgestellt, sich die ästhetischen Brüche des 20. Jahrhunderts spiegeln. Am Beginn seiner Karriere nach dem zweiten Weltkrieg konzentriert er sich auf die menschliche Figur, oft auch in allegorischer Form, die er einer sanft organischen, nicht selten an Henry Moore erinnernden Abstraktion unterwirft. In den 1960er Jahren löst er sich weitgehend von jeder Gegenständlichkeit und konzentriert sich auf Skulpturen, die vor allem formale Fragen thematisieren. Verbunden mit diesem Schritt ist die Verwendung von Eisen statt von Bronze, sodass man das Werk Heiligers nach einer frühen „Bronzezeit“ und einer späten „Eisenzeit“ unterscheidet.

Die Untersuchung fundamentaler bildhauerischer Fragen bestimmt auch seine Assemblage im Obergut. „Drei bewegte Motive“ (1989/92) zeigt auf einer Bodenplatte eine mehrteilige Komposition aus Eisen. Die klassische Kompaktheit der Figur hat der Künstler in drei Motivgruppen aufgelöst. Wir sehen ein Rad mit einer Kreisfläche. Ein weiteres Motiv verbindet Kugel, Pendel, Vertikale und diagonale Fläche, ein drittes offenes Rechteck, Kugel und hoch aufragende Gerade.

Lauter geometrische Figuren, die rhythmisch beschwingt ins Werk gesetzt sind. Ihr Titel könnte aussagekräftiger nicht sein. Masse und Volumen sind darin nur noch andeutungsweise vorhanden als Kugel und Pendel. Sie sorgen einzig dafür, dass die schlanken und grazilen Gebilde, mit denen sie verbunden sind, nicht davon fliegen oder rollen. Eine Bewegung, zu der uns Bernhard Heiligers Installation, deren kräftiges Orange in schönem Kontrast zum satten Grün des Parks steht, nachdrücklich zu ermutigen scheint.

(Michael Stoeber)


Drei bewegte Motive
Eisen, farbig gefasst, 1989/92



Vita

1915–1995
documenta I und der documenta II
und Biennale in Venedig (1956)
1950 Haus am Waldsee, Berlin
1951 Kunstverein Hamburg, Kunstverein Oldenburg,
Kaiser Wilhelm Museum Krefeld, Museum Folkwang
Essen, Museum am Ostwall Dortmund, Märkisches
Museum der Stadt Witten, Von-der-Heydt-Museum
Wuppertal
1956 Köpfe aus den Jahren 1948–55, Haus am Waldsee
Berlin, Kölnischer Kunstverein, Städtisches Museum
Mülheim an der Ruhr, Kasseler Kunstverein, Museum
Folkwang Essen, Kunstverein Braunschweig
1957 Plastik, Zeichnungen, Haus am Waldsee, Berlin
1959–1960 Skulpturen, Zeichnungen seit 1945, Stadthalle
Wolfsburg, Kongresshalle Berlin, Städtische Kunsthalle
Mannheim, Kunstmuseum Luzern
1961 Staempfli Gallery, New York
1964 Galerie im Erker, St. Gallen
1975 Skulpturen und Zeichnungen 1960–1975, Neuer
Berliner Kunstverein und Akademie der Künste, Berlin
1981 10 Großplastiken auf der Moorweide, Galerie Levy,
Hamburg
1985 Retrospektive, Wilhelm-Lehmbruck-Museum,
Duisburg
1991 Skulpturen im Lustgarten. Reliefobjekte und
collagierte Zeichnungen im Alten Museum, Staatliche
Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Berlin
1995 Retrospektive, Kunst- und Ausstellungshalle der
Bundesrepublik Deutschland, Bonn
1998 Retrospektive, Nationalmuseum, Stettin (Polen)
2000–2002 – Die Köpfe, Georg-Kolbe-Museum Berlin,
Von-der-Heydt-Museum Wuppertal, Kloster Unser Lieben
Frauen, Kunstmuseum Magdeburg u. a.
2005–2006 1915–1995: Kosmos eines Bildhauers,
Martin-Gropius-Bau, Berlin


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