Laura Ford
Espaliered Girl
Um Transformation geht es auch im Werk von Laura Ford. Auf
einem der neu angelegten Spazierwege im schönen Park des
Unterguts breitet ihr „Spaliermädchen” die Arme aus, als wolle
sie uns am Weitergehen hindern. Die gegenständliche, sehr
fein ausgearbeitete Bronze der britischen Künstlerin zeigt ein
junges Mädchen, unterlebensgroß. Ihre kindlichen Beine stecken
in modischen Schnallenschuhen. Von den Schenkeln aufwärts
befindet sich der Körper inmitten einer Umwandlung. Aus ihm
wachsen Zweige und Blätter. Die Arme des Mädchens haben
sich bereits in Äste verwandelt. Auch ihre Gesichtszüge sind
schon undeutlich geworden und haben sich mit glatter Rinde
bedeckt. Ihre Transformation lässt an Hybride und Klone denken
sowie an zeitgenössische Genversuche und Biomanipulationen.
Das klassische Motiv, das diese Metamorphose grundiert, ist die
antike Erzählung von der Nymphe Daphne, die sich der Zu-
dring lichkeiten des verliebten Apollon mit Hilfe ihres Vaters,
des Flussgottes Peneios, erwehrt, der das Mädchen in einen
Lorbeerbaum verwandelt. In allgemeiner Form scheint hinter
dieser Verwandlung der idealistische Imperativ des „Stirb und
Werde” auf. Die Forderung an den Menschen, sich im Leben
beständig neu zu entwerfen. Sie wird noch verstärkt, weil das
„Spaliermädchen” quer zum Wegverlauf steht. So scheint es,
als wolle sie den Spaziergängern Einhalt gebieten und sie zur
Umkehr auffordern. Das lässt sich gleichfalls metaphorisch
lesen: Oft dient es dem Überleben, nicht wie die Lemminge
eingefahrenen Routen zu folgen, sondern sich seinen eigenen
Weg zu suchen.
Bronze
2007
Vita
* 1961 in Cardiff, Wales
1978–1983 Studium an der Bath Academy of Art und
der Chelsea School of Art, London
1995 Henry Moore Foundation Award
1989 Stidpendium des Arts Council of Great Britain
1993 Stipendium des British Council
2006 Stipendium des Scottish Arts Council
Zahlreiche internationale Ausstellungen
2000 British Art Show 5, Hayward Gallery, Edinburgh,
Southampton, Cardiff, Birmingham
2005 Beitrag Großbritanniens bei der „Biennale di
Venezia”
2008 Galerie Scheffel (2008) and
2009 Sinclair-Haus, Bad Homburg
2010 Museum und Galerie im Prediger, Schwäbisch
Gmünd