Kenny Hunter
Bonfire
Formal geht es um ein bestechendes Spiel mit Gegensätzen.
Inhaltlich in fast schon plakativer Weise ums Überleben. Der
Künstler Kenny Hunter hat in altmeisterlicher Könnerschaft ein
Werk geformt, das die alten Meister sich als Sujet für ihre Kunst
wohl nicht hätten vorstellen können. Aber gerade im Sujet liegt
das Zeitgenössische dieser Skulptur aus rostendem Eisen. In
ihm folgt sie der von Artur Rimbaud am Ende des neunzehnten
Jahrhunderts ausgegebenen Maxime: „Il faut être absolument
moderne.” Als Künstler hat man auf der Höhe seiner Zeit zu
sein. Das Werk zeigt ein Lagerfeuer. Als Metonymie erinnert es
an die mit dem Feuer verbundene Zivilisationsgeschichte. Es
erzählt von Prometheus, der den Göttern das Feuer stahl, um
es den Menschen zu bringen. Von ihrem damit verbundenen
Fort schreiten vom „Rohen zum Gekochten”, wie Levy-Strauss
die an die Möglichkeiten des Feuers geknüpfte, zivilisatorische
Evol ution nannte. Wir sehen im Geiste um Hunters Lagerfeuer
sich die Menschen einer mythischen Vorzeit zusammendrängen,
in seinem Schutz sich wärmend und mit seiner Hilfe sich ver-
teidigend. In seinem Feuer sehen wir zugleich alle Lagerfeuer,
die durch unseren Kopf spuken. Von den Feuern der nordame-
rikanischen Indianer bis zu den Lagerfeuern unserer Kindheit.
Formal überzeugt und bezaubert am Werk des Künstlers, wie
das Leichte, Irrlichternde und Veränderliche des Feuers im
Schweren, Statischen und Beständigen des Eisens gebannt ist.
Dessen schützende, samtene Rostschicht bildet zudem einen
wundervollen Komplementärkontrast zu den wechselnden Grün-
tönen im Park.
Gusseisen
2009
Vita
1962in Edinburgh, Schottland,
lebt und arbeitet in Glasgow
1983–1987Studium der Bildhauerei an der Glasgow
School of Art
2010London Spitalfields Sculpture Prize
Einzelausstellungen (Auswahl)
Arnolfini, Bristol
The Scottish National Portrait Gallery, Edinburgh
Centre for Contemporary Arts, Glasgow
Art Connexion, Lille
Conner Contemporary Art, Washington, USA
Yorkshire Sculpture Park, West Bretton, Wakefield
Galerie Scheffel, Bad Homburg
Tramway in Glasgow
Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)
„Salon Glasgow”, Glasgow Centre for Contemporary
Arts, „SCANDEX” and „SWARM”, „Here and Now.
Scottish Art 1990–2001”, Dundee Contemporary Art
„Blickachsen 6”, „Blickachsen 7”, Bad Homburg