NEUE KUNST IN ALTEN GÄRTEN

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Hawoli
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Ad interim

Das „Stirb und Werde” als Lebensgesetz im Sinne einer sehr kon-
kreten Vorstellung eines Entstehens und Vergehens und wieder
Entstehens verbindet sich auch mit der lakonischen Arbeit von
Hawoli. Der Künstler zeigt uns einen Jägerzaun, mit dem einst der
Bauer seinen Besitz vor den Jagdlaunen des Adels beschützte.
Unter Hawolis Regie fährt er in geradezu surrealer Manier in das
braune Erdreich des Lenther Parks, nur um sich bald darauf wieder
aus ihm zu erheben und „aufzuerstehen”. Das aus Alltagsmaterial
geformte Werk wird wie von selbst zur Metapher. Es ist in seiner
schlichten Faktur eminent anspielungsreich. Man denkt bei seinem
Rondo zum einen an die nicht genug zu empfehlende Überlebens-
formelvon Samuel Beckett: „Alles seit je. / Nie was anderes. /
Immer versucht. / Immer gescheitert. / Einerlei. / Wieder versuchen.
/ Wieder scheitern. / Besser scheitern.” Zum anderen
bringt uns die wunderschöne Bewegung, die diese im heutigen All-
tag spitzig, statisch und abweisend klein bürgerliche Besitz stands-
wahrung praktizierende „Skulptur” in der Kunst vollzieht, zu einer
eleganten Maxime von Karl Marx. Man müsse den Dingen „nur ihre
ureigene Melodie vorspielen”, so der Denker, „um sie zum Tanzen
zu bringen”. Man hat den Eindruck, der dynamische Zaun be herzige
sie. Außerdem steht er in einem schönen, klassenspezifischen
Gegensatz zu dem feudalen und großzügigen Ambiente des Parks,
so dass er schließlich auch noch Wilhelm Busch herbeizitiert. Der
wusste die realen Widersprüche der gesellschaftlichen Verhältnisse
seiner wie unserer Zeit eben falls wundervoll lakonisch auf den
Punkt zu bringen: „Der eine fährt Mist, der andere spazieren.
Das kann ja zu nichts Gutem führen.”

Holz
1972 / 2010



Vita

www.hawoli.de

* 1935 in Bleckede, Elbe
lebt in Neuenkirchen

1956/57 Ingenieurstudium
ab 1958 Folkwangschule Essen
1964 prix europe de peinture, Médaille d’argent, Ostende
Kunstpreis der Stadt Gelsenkirchen
1968 Stipendium des Kulturkreises der Deutschen
Industrie
1985 Niedersächsisches Künstlerstipendium

1971 Unna, Kunstverein
1975 Neuenkirchen, Galerie Falazik
1976 ldenburg, Kunstverein
1977 Karlsruhe, Badischer Kunstverein Prospekt
1982 Neuenkirchen, Kunstverein Springhornhof (mit
N.Gerhardt)
1987 Freiburg, Kunstverein, Colombi-Park „Erstarrte
Visionen”
1989 Ganderkesee, Kunstverein
1990 Wasserburg/ Inn, Galerie im Ganserhaus
1993 Schöningen, Kunstförderverein
1993 Mannheim, Städtische Kunsthalle
1994 Bremen, Städt. Galerie im Buntentor
1995 Neuenkirchen, Kunstverein Springhornhof
1998 Ganderkesee, Kunstverein
1999 Lüneburg, Kulturforum
2003 Zeven, Städt. Galerie im Königin-Christinen-Haus
2005 Lüneburg, Kulturforum
2006 Uelzen, Kunstverein
2007 Hannover, Galerie „Vom Zufall und vom Glück”
2009 Bleckede, Schloßpark

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