NEUE KUNST IN ALTEN GÄRTEN

NEUE KUNST IN ALTEN GÄRTEN




Jaqueline Doyen
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Salto

Jaqueline Doyens nennt ihr rechtwinklig konstruiertes Stangen- Gerüst überraschenderweise „Salto“.Tatsächlich erinnert es mehr an eine archaische Ertüchtigungshilfe aus der Trimm-Dich-Pionierzeit des Turnvaters Jahn. Unsere Sehnsucht nach Beherrschung von Körper und Geist ist ein ewiges Thema. Tausend Jahre alt und doch brandaktuell.


Die Künstlerin lässt offen, ob ihr ledergepolstertes Geviert eigentlich hält, was es verspricht: Ob die Stangen Halt geben sollen oder fehlende Haltung sanktionieren, ob sie zur Bewegung einladen oder NEUE KUNST IN ALTEN GÄRTEN

NEUE KUNST IN ALTEN GÄRTEN

NEUE KUNST IN ALTEN GÄRTEN




Lotte Lindner und Till Steinbrenner

Tribüne II

Ein niedriger Wall aus Feldsteinen begrenzt die westliche Diagonale des Gartens im Untergut.Vielleicht trägt die künstliche Sichtblende ihren Ortsnamen „Grotte“ ein wenig zu Unrecht. Denn eigentlich umschließt den Platz nur eine Mauer aus Feldsteinen. Diese aber ist in jeder Hinsicht im schönen Schwung auf Effekt angelegt und wirkt nun wie das Ende eines Unterhaltungsromans. Zum Finale entschlossen, dramatisch inszeniert, an sich gut gemacht, nur ohne rechte Tiefe. Obendrauf Eibenkugeln als grüne Bordüre. Und davor eine weiße Bank.

Nun antwortet diesem stillen Aufrufe „Bitte Plätze einzunehmen“ ein temporärer Bau. Der Bank gegenüber steht eine Tribüne aus Holz und stellt sich dem Aus-Blick voll in den Weg. Nehmen wir darauf Platz, wird das Verweilen auf dem Bellevue-Bänkchen selbst zum Ereignis gemacht. Dann sehen wir uns gegenseitig beim Sehen und Gesehenwerden zu. Ist vielleicht nicht sehr diskret. Aber war nicht schon immer gute Aussicht auf das aktuelle Geschehen für die Orientierung im Raum von erheblichem Vorteil? Die architektonische Intervention von Lotte Lindner und Till Steinbrenner ist genau dafür da.

Und selbst bei Gegenlicht ist ein Augenzwinkern zum Gegenüber
absolut möglich.


Holz
4 m x 3 m x 3,25 m
2008



Vita Lotte Lindner

www.lottelindner.de

* 1971 in Bremen,
lebt und arbeitet in Hannover

1991–1992 Studium Kulturwissenschaften, Universität Bremen
1992–1995 Ausbildung zur Holzbildhauerin an der Werkkunstschule Flensburg,
1996–2004 Hochschule für Bildende Künste Braunschweig bei Prof. Marina Abramovic, Abschluss als Meisterschülerin,
seit 2002 Zusammenarbeit mit Till Steinbrenner

Stipendien und Preise
2004 Photopreis der internationalen Umweltfilmtage, Bremen
2001 Erasmusstipendium Glasgow School of Arts


Vita Till Steinbrenner

www.steinbrennerxl.de

* 1967 in Hildesheim,
lebt und arbeitet in Hannover


1989–1993 Fachhochschule für Produktdesign / Metalldesign Hildesheim, Diplom,
2000–2004 Hochschule für Bildende Künste Braunschweig bei Prof. Marina Abramovic, Abschluß als Meisterschüler,
seit 2002 Zusammenarbeit mit Lotte Lindner

Einzelausstellungen, Auswahl
2006
TRIBÜNE, Open Space, Intschede, ZU WAHR UM SCHÖN ZU SEIN, Galerie D21, Leipzig,
KEINE BILDER, Galerie M&N, Berlin
2005 TIMBERWORKS, Commedia Futura, Hannover
2004 TRANSPORTERRAUM, Galerie box 2, Hannover
INTENSIVSTATION, Pförtnerhaus, Dresden

Gruppenausstellungen, Auswahl
2008
NORDLICHTER, Kunstverein Hannover,VERTRAUTES TERRAIN,Vitales Archiv, ZKM, Karlsruhe,
LEISURE, Hermannshof, Völksen
2007 LA NUIT BLANCHE, Le Generateur, Paris, SALON,
Galerie D21, Leipzig, KREUZ & QUER, Kestnergesellschaft und Marktkirche, Hannover, CV´sBG´s, team404, Berlin,
PIEROGI FLATFILING, Galerie Artnews Projects, Berlin,
LOVE IS CONTEMPORARY, Indisciplinarte,Terni, Italien
2006 HEIMSPIEL, Kunstverein Hannover
2005 LA GALLERIA DELL´ AMORE, Galleria Civica di Arte Contemporaneo,Trento, Italien,
GIFTED GENERATION, Hebbel Theater, Berlin, IN VIA, St.Jakobi, Goslar, (my private)
HEROES, MARTa Museum, Herford,
1. PERFORMANCE FESTIVAL, Schloß Salzau, Kiel,
ÜBERDACHT, Galerie bautzner69, Dresden
2004 CHERRY PICKERS, St. Andreas, Braunschweig,
THE RETROSPECTIVE.ABRAMOVIC CLASS 1997–2004, HBK Braunschweig,
DIE WAND, DER RAUM, DAS BUCH, Meisterschüler der HBK Braunschweig,
LOOP PERFORMANCE, PS 1, New York,
INAUGURACIÓN, Fundación NMAC, Montenmedio, Spanien,
1m2 = max, MARTa Museum, Herford
2003 PERFORMANCE IN DER KUNSTHALLE, Museum Fridericianum, Kassel,
RECYCLING THE FUTURE/VIVERE VENEZIA, La Biennale,Venedig,
AS SOON AS POSSIBLE, Padiglione d´Arte Contemporaneo, Mailand
2002 BODY BASICS,Transart Festival, Bressanone
CLEANING THE HOUSE, Centro Galego de Arte Contemporánea, Santiago de Compostela,
COMMON GROUND, Landesvertretung Niedersachsen und Schleswig-Holstein, Berlin

Stipendien und Preise
2006
Jahresarbeitsstipendium Niedersachsen (Lindner & Steinbrenner)
2003 Kunstpreis der IG Metall (Lindner & Steinbrenner)
 


Tribüne II

A low boulder wall borders the western diagonal of the garden at the Lower Manor. Perhaps the artificial visual cover wrongfully bears the name it is known under in the area, the “grotto.” In fact, the area is only enclosed by a wall made of boulders. But in every sense it is set up in wonderful momentum to make an impact and now looks like the end of a light novel. Determined to reach the climax, dramatically staged, all in all well crafted, but just a bit shallow. And box tree balls too as green edgings. And a white bench in front.

A temporary building now answers the silent invocation to “Please take a seat “ A wooden tribune stands opposite the bench and stands completely in the path of the out-look. If we take a seat on it, then even tarrying on the Bellevue Bench is turned into an event. Because we then both see each concurrently other while seeing and being seen. Not very discreet, perhaps. But wasn’t a good view of the present situation always very advantageous for an orientation in space? Lotte Lindner’s and Till Steinbrenner’s architectonic intervention is precisely there for this reason.

And winking at one’s opposite number is possible even when that person is backlit.